
Kalk-Dämmputz – Natürlicher Wärmeschutz mit Mehrwert
Kalk-Dämmputz ist mehr als nur eine Alternative zu herkömmlichen Dämmstoffen – er ist ein echtes Multitalent für die Sanierung historischer Gebäude, für feuchtes Mauerwerk und für alle, die gesund und nachhaltig bauen wollen.
Was ist Kalk-Dämmputz?
Ein empfehlenswerter Kalk-Dämmputz besteht zu etwa 80 Prozent aus einem mineralischen Leichtzuschlag wie Perlit, Blähglas, (Aerogel) oder Vermiculit. Die restlichen 20 Prozent machen das Kalk-Bindemittel aus – entweder Natürlich Hydraulischer Kalk (NHL) oder Luftkalk, der mit bis zu 3 Prozent Zementanteil ergänzt wird.
Warum dieser geringe Zementanteil? Ganz einfach: Luftkalk ist nicht hydraulisch, er bindet also ausschließlich über die Aufnahme von CO2 ab – langsam, mit begrenzter Festigkeit. Der geringe Zusatz von Zement sorgt dafür, dass der Putz schneller abbindet und robuster wird – ein klarer Vorteil bei größeren Schichtdicken oder wechselhaftem Wetter. Trotz des geringen Zementanteils bleibt der Kalk-Dämmputz, aufgrund vom Leichtzuschlag diffusionsoffen, feuchteregulierend und baubiologisch wertvoll, gewinnt aber gleichzeitig an Verarbeitbarkeit und Dauerhaftigkeit.
Wo kommt Kalk-Dämmputz zum Einsatz?
Kalk-Dämmputz zeigt seine Stärken überall dort, wo klassische Dämmstoffe an ihre Grenzen stoßen – besonders bei der Sanierung von Altbauten und denkmalgeschützten Gebäuden, bei feuchtem oder salzbelastetem Mauerwerk, aber auch im modernen Neubau, wenn Wohngesundheit und Langlebigkeit gefragt sind. Ob Innen- oder Außendämmung, ob Fachwerk, Bruchstein, Sandstein oder Mischmauerwerk – überall dort, wo Bauphysik und Baubiologie Hand in Hand gehen müssen, ist ein mineralischer Kalk-Dämmputz eine hervorragende Lösung.
Im Gegensatz zu vielen konventionellen Materialien ist Kalk-Dämmputz diffusionsoffen und wirkt feuchtregulierend – das bedeutet: Er kann Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben. Das verhindert Kondensatbildung und unterstützt die Austrocknung von feuchtem Mauerwerk, etwa in Kellern oder nach Wasserschäden.
Auch im Brandschutz überzeugt der rein mineralische Aufbau: Kalk-Dämmputze sind nicht brennbar (Brandschutzklasse A1) und erreichen bei fachgerechter Verarbeitung Feuerwiderstandsklassen von F30 bis F240 – was sie auch als Brandschutzputz interessant macht.
Mit Kalk-Dämmputzen lassen sich nicht nur energetische, sondern auch baukulturelle, gesundheitliche und sicherheitstechnische Anforderungen erfüllen – ganz ohne Styropor, Kunststoffanteile oder diffusionshemmende Schichten.
Dämmwerte: Natürlich variabel
Der Wärmedurchgangskoeffizient (λ-Wert) hängt vom verwendeten Leichtzuschlag ab. Die Spannbreite reicht von 0,09 W/(mK) (etwa bei mineralischen Standard-Zuschlägen) bis hinunter zu 0,028 W/(mK) bei High-End-Lösungen mit Aerogel. Damit lassen sich je nach Schichtdicke niedrige U-Werte auch ohne zusätzliche Dämmplatten erreichen.
Die Vorteile auf einen Blick
- Formbarkeit: Im Gegensatz zu starren Dämmplatten passt sich der Putz jeder Form an – perfekt für Rundbögen, Fensterleibungen oder unebene Untergründe.
- Feuchteregulation: Reiner Kalk sorgt für ein ausgeglichenes Raumklima, indem er überschüssige Feuchtigkeit aufnimmt und bei Bedarf wieder abgibt.
- Brandschutz: Dank rein mineralischer Zusammensetzung erreicht der Putz Brandschutzklasse A1 – er ist also nicht brennbar. Mit entsprechender Zulassung können sogar Feuerwiderstandsklassen bis F240 erzielt werden.
- Entsalzung: Gerade im Altbau ist das ein oft unterschätzter Punkt: Kalk-Dämmputz kann helfen, Salze aus dem Mauerwerk herauszuziehen, anstatt sie einzuschließen.
Und wo liegen die Grenzen?
Ganz klar: Kalk-Dämmputz ist kein Wunderwerkstoff, sondern ein ehrlicher Baustoff mit nachvollziehbaren Eigenschaften.
- Lange Trocknungszeiten: Faustregel: 1 mm pro Tag. Wer 60 mm aufträgt, braucht Geduld – oder gutes Wetter.
- Schwindrisse: Reiner Kalk schwindet beim Trocknen. Das gehört dazu und lässt sich mit guter Verarbeitung und Nachbehandlung in den Griff bekommen.
- Aufwendiger Aufbau bei Top-Dämmwerten: Je weicher der Putz (sprich: je besser der Dämmwert), desto instabiler wird er – was zusätzliche Maßnahmen wie Verfestiger, Gewebe, Armierungskleber etc. erforderlich macht.
Kalk-Dämmputz – sinnvoll, wenn man weiß, was man tut
Kalk-Dämmputze ist eine echte Alternative für alle, die nachhaltig, wohngesund und mineralisch dämmen wollen. Wer jedoch glaubt, damit ließe sich ohne Wissen, Zeit und handwerkliches Können schnell ein Passivhaus zaubern, wird enttäuscht. Aber wer die Stärken des Materials versteht und gezielt einsetzt, wird mit einem wohngesunden, langlebigen Ergebnis belohnt.